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Lehrveranstaltung Heidelberg

An dieser Stelle werden demnächst weitere Texte abgelegt.

(1) "Hinweise zur Gestaltung schriftlicher Arbeiten"

(2) Literaturverzeichnis zur Phraseologie

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Hinweise zur Gestaltung schriftlicher Arbeiten

 

Werner Wolski

 

Vier Sünden

 

 

 

                                                        Wenn wer vermeintlich etwas „definiert",

Wird dann, wenn das den Standards nicht genügt,

Von mir rasiert!

 

Wenn du einen „Begriff verwenden“ kannst,

Wirst du von mir, weil das nicht geht,

Ganz heftig angeranzt!

 

Wenn du einzig das Komma kennst,

Das Semikolon aber nicht,

Stehst du, verlass dich drauf,

Noch einmal vor Gericht!

 

Falls du gar „Worte“ sagst,

Wo es um „Wörter“ geht,

Dann muss du wissen, dass darauf

Die Todesstrafe steht!

 

 

Anmerkung: Ich bin bestimmt nicht verbissen, weshalb ich die hier vorgestellte Angelegenheit durchaus mit Humor betrachten kann. Im Interesse der Sache bitte ich aber eindringlich darum, für bei mir eingereichte Arbeiten die vorliegenden „Hinweise“ zu beachten. Diese „Hinweise“ sind auf der Basis vieljähriger Erfahrungen und der Begutachtung einer überwältigenden Zahl schriftlicher Arbeiten an den Universitäten Heidelberg, Leipzig, Siegen, und Paderborn entstanden. Immer wieder hat sich gezeigt, dass Kandidaten/Kandidatinnen, welche diese „Hinweise“ auch nur annähernd zur Kenntnis genommen haben, zumindest gute Noten in schriftlichen Arbeiten bescheinigt werden konnten.

 

Es gibt sicherlich viele, teils durchaus brauchbare, Instruktionen zum Verfassen schriftlicher Arbeiten – auch im Internet. Allerdings möchte ich auf der Basis der mir zu Recht von vielen Seiten zugeschriebenen elitären Einstellung in Sprachfragen (zu der ich stehe, und die ich jeder Person gegenüber zu begründen und zu belegen in der Lage bin) äußern, dass meine „Hinweise“ in vielerlei Hinsicht bei weitem die von anderer Seite formulierten Instruktionen  übertreffen.

 

Auch möchte ich mit allem Nachdruck und in unverkennbarer Arroganz darauf hinweisen, dass gewiss nicht nur Studierende Adressaten nachstehender Ausführungen sein sollten. Vielmehr ist – wie ich vielfältig belegen kann - auch der Großteil der Dozenten/Dozentinnen diesbezüglich in erbärmlicher Weise instruiert, weshalb sich an vermeintlich „wissenschaftlichen“ Arbeiten/Publikationen teils erhebliche sprachliche Mängel nachweisen  lassen. Angesichts des von mir so bezeichneten „alltäglichen Analphabetismus“ mit den vielen nahezu unscheinbaren Unzulänglichkeiten im Schriftlichen bin ich zu der Auffassung gelangt, dass nur selten ein Text im Umfang von mehr als zehn Zeilen fehlerfrei ist – seien es Rechtschreibfehler, fehlerhafte Textauszeichnungen, stilistische Mängel, oder anderes mehr. Von dem, was ich in dem vorangestellten Gedicht angemerkt habe, versteht ja heute sowieso kaum jemand noch etwas. Von daher fallen erfreuliche Gegenbeispiele in besonderer Weise auf. Zuletzt habe ich im Rahmen einer Besprechung zu einer Aufführung der Oper „Der Troubadour“ (Verdi) darauf hingewiesen, nämlich dass es zur der Oper ein eigentümlicherweise fehlerfreies Begleitbuch gibt (vgl. den Text auf meiner Homepage).        

 

(1) Die Seitenzahl steht in der Mitte über dem Satzspiegel (nicht irgendwo unten).

 

(2) Teile: Deckblatt mit Titel, Name, Veranstaltung etc.;

Inhaltsverzeichnis: Seitenzahlen rechts (nur Endzahlen);

Gliederung: ausschließlich mit 1., 2., 3. etc.

 

Beispiel:

 

  1. Einleitung …………………………………………………………………..   2
  2. Zur Einordnung phraseologischer Einheiten ………………………………    3

2.1.  Fragen der Terminologie …………………………………………………     3

2.2.  Typen von Einheiten ………………………………………………………  10

  1. Phraseologismen in der Jugendsprache …………………………………..    18

3.1.  Jugendsprache als Varietät ……………………………………………….   22

3.2.  Besonderheiten von Phraseologismen in der Jugendsprache …………… .  25

  1. Zusammenfassung …………………………………………………………. 28
  2. Literaturverzeichnis ……………………………………………………….   31

 

Hier sieht man im Beispiel (!) eine klare hierarchische Gliederung. Natürlich kommen oft weitere Untergliederungspunkte vor, z.B. 3.1.1., 3.1.2. Dann muss man stets eine gute Überschrift wählen. Besser ist „Zur“ auf jeden Fall als z.B. das apodiktische „Die“. Auch muss man sich fragen, wann man Unterpunkte ansetzt. Die entsprechende Passage muss dann schon etwa eine Seite umfassen. Es gibt keine Markierung von Kapiteln (hier: 1., 2., 3., 4., 5.) z.B. mittels „A“, „B“, „C“ usw., „I“, „II“, „III“ usw., oder gar (wie in der Schule) „Hauptteil“ etc. In der Einleitung wird der Gang der Argumentation kurz vorgestellt (worum es geht, und was man ggf. nicht behandelt).

 

(3) Zitate werden mit einer Formulierung  (z.B. „X stellt dazu fest“) plus Doppelpunkt eingeleitet. Sie stehen nicht unvermittelt zu Beginn eines Kapitels oder Abschnitts. Sicherlich können Zitate auch in einen Satz eingebaut werden. Zitate ab drei Zeilen werden aber als Block abgehoben und in Anführungszeichen gesetzt:

 

„Das Überarbeiten von Entwürfen wird von den Kindern […] dann als wichtiger Schritt auf dem Wega [sic!] angesehen, so schreiben zu lernen wie Erwachsene oder gar wie richtige Schriftsteller.“ (Spitta 1995, 22).

 

Hier ist ein Tippfehler mit [sic!] für „so“ versehen. Das Zitat schließt mit einem Kurztitel, der im Literaturverzeichnis aufgelöst wird. Natürlich kann man auch mit Fußnoten Verweise gestalten.

 

Anmerkung: Ausgelassene Textteile in Zitaten werden gekennzeichnet durch „[…]“.

 

Anmerkung: Nicht selbst eingesehene Quellen (Passagen, die man einer anderen Arbeit entnimmt), kennzeichnet man mit „zit. nach“. In dem Beispiel oben könnte also z.B. auch stehen: „(Spitta 1995, 22; zit. nach Meiner 200, 30)“. Man sieht: „zit. nach“ schließt sich nach einem Semikolon an, weil sonst der Anschluss dem zuvor gesetzten Komma sozusagen in die Quere kommt. Beide Literaturangaben kommen ins Literaturverzeichnis. Grundsätzlich gilt für seriöses Arbeiten: Man zitiert nicht aus zweiter Hand; man nimmt sich die Originaltexte selbst vor.

 

-         Wird eine Passage aus einer Arbeit lediglich referiert, wird die Herkunft der referierten Passage durch vorangestelltes „vgl.“ kenntlich gemacht. Davon soll absolut sparsam Gebrauch gemacht werden!!! Es geht nicht an, ständig bloß auf etwas zu verweisen (Wer soll das eigentlich ständig „vergleichen“?)!

-         Im laufenden Text können auch einzelne Wörter/Ausdrücke als Zitat gekennzeichnet sein (wie im nachfolgenden Beispiel). Man verwendet „vgl. XYZ“ nur dann, wenn zuvor ein Text explizit (per Anführungszeichen + Angabe der Seiten) zitiert worden ist. Dann weiß man anschließend, worauf man sich mit „vgl.“ bezieht.

 

Beispiel: Vorher ist auf „Harweg 1993“ per Zitat bereits eingegangen worden. Dann folgt

beispielsweise eine Passage wie die:  

 

„Während z.B. von Harweg moniert wird, die Fachsprachenforschung interessiere sich zu wenig für die Syntax (vgl. Harweg 1993, 848), weist Haage mit Blick auf Möhn (1980) und Fluck (1985) mit Nachdruck darauf hin, dass es ‚irreführend’ ist, ‚von strukturbildender fachsprachlicher Syntax [kursiv: Er „spricht“ nicht „von Syntax“; vielmehr ist das hier ein erwähnter/objektsprachlich verwendeter Ausdruck] zu sprechen’“ (Haage 1993, 240).

 

(4) Einfache Anführungszeichen haben nur zwei Verwendungen: Zitat im Zitat (siehe vorstehendes Beispiel), oder Bedeutungsangabe für einen Ausdruck.

 

Beispiel: „Die Bedeutung des Ausdrucks jmd. einen Korb geben [kursiv: = erwähnter/objektsprachlich verwendeter Ausdruck] ist ‚jmd. zurückweisen’.“

 

Anmerkung: Mit dem Ausdruck Ausdruck ist gemeint: Dieser ersetzt den Ausdruck Wort. Ausdruck ist auch deshalb gut geeignet, weil man auch phraseologische Einheiten damit einbeziehen kann (also nicht nur Einheiten von der Größenordnung des Wortes damit gemeint sind). Für den Ausdruck Ausdruck kommt nie [!] der Ausdruck Begriff vor.

Merke: Nur Kleinkinder und sprachlich Unbedarfte verwenden den Ausdruck Begriff, wenn sie Wort meinen; vgl. dazu z.B. „Subkutane Lektionen I“ (Wolski) in „pons Deutschblog“, oder den Artikel (Wolski) in dem ersten Band des WLWF („Wörterbuch zur Lexikographie und Wörterbuchforschung“).

 

(5) Kursivauszeichnung (ganz wichtig): Wenn es um objektsprachlich verwendete (erwähnte) Ausdrücke/Termini geht, werden diese kursiv ausgezeichnet:

 

Beispiel: „Die Katzen spielen im Garten. Das Wort Katze hat fünf Buchstaben.“

Beispiel:  „Während mithin der Ausdruck Fachsprache lax verwendet wird, wird eine weitere Relativierung offensichtlich, wo nicht einmal die weithin gängige Auffassung zu Fachsprachen übernommen wird.“

Anmerkung: Im ersten Beispiel geht es zuerst um Katzen, im zweiten Teil aber um den Ausdruck/das Wort Katze. Im zweiten Beispiel geht es nicht um Fachsprachen (dass diese eine Terminologie aufweisen, dass man die nicht versteht etc.), sondern um das Wort/den Ausdruck Fachsprache: deshalb kursiv.

 

(6) Absatzbildung: Dabei ist unbedingt (entgegen heutiger Schlampigkeit in Schriften ganz unterschiedlicher Art!) zu beachten:

 

-         Entweder man macht eine Leerzeile,

-         oder man rückt um drei Anschläge ein.

 

Zu monieren ist die Praxis, z.B. nach der Mitte einer Zeile oder gar gegen Ende einfach linksbündig wieder anzufangen. Problem: Man merkt dann nicht (je weiter die Zeile nach rechts rückt), dass es sich überhaupt um einen Absatz handelt.

 

Beispiel: für einen bloß vermeintlichen!! Absatz (hier) nach der zweiten Zeile

 

XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX

XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX

 

Beispiele: für einen tatsächlichen Absatz:

 

XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX

 

XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX

 

oder

 

XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX

         XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX

XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX

 

(7) Doppelte Anführungszeichen kommen nur vor

 

(a) zur Kennzeichnung von Zitaten,

(b) zur Kennzeichnung von Buchtiteln oder anderen Titeln im laufenden Text (nicht so im Literaturverzeichnis!).

 

Um sich ironisch z.B. von etwas abzuheben, muss man halt so formulieren können, dass man ohne „…“ auskommt (aber das wäre kein Verbrechen, weil es mal nicht anders geht!). Auch wenn man einzelne Buchstaben im laufenden Text zitiert bzw. erwähnt (dann eigentlich Kursivauszeichnung) ist das Anführungszeichen zur Heraushebung geeignet:  

 

Beispiel: Im Deutschen kommt der „s-“-Laut in der Schreibung in den Varianten „s“, „ss“ und „ß“ vor.

 

Anmerkung: Unbedingt abzuraten ist davon, wild auszuzeichnen [P.S.: Ich habe in vorliegendem Text einige Passagen fett ausgezeichnet, damit sich dies für Sie hervorhebt. Das sollte man sonst aber nicht tun!] , nämlich mal Fettschrift, mal anderen Schriftgrad etc. Fettauszeichnung gibt es ausschließlich, um Lemmata/Stichwörter zu kennzeichnen.

 

Beispiel: „Das Stichwort Katze kommt in diesem Wörterbuch der Elektrotechnik nicht vor.“

 

(8) Literaturverzeichnis:

 

Anmerkung: Das Literaturverzeichnung (falsch wäre, hier „Bibliographie“ zu schreiben, denn eine Bibliographie hat im Unterschied dazu eine klar angegebene Auswertungsbasis, z.B. Zeitschriften, Monographien von 2000 bis 2011) ist integrierter Bestandteil der Arbeit (kein „Anhang“). Und das zeigt sich in der Gliederung.

 

Anmerkung: Existieren von gleicher Person/Personengruppe im gleichen Jahr mehrere Titel, macht man halt die Angaben z.B.: Meiner 2000, Meier 2000a, Meier 2000b.

 

Muster für Literaturangaben: Hier ist stets – zumindest auf eine einheitliche – Interpunktion der Titelpositionen zu achten. Man orientiert sich an der Titelaufnahme in Bibliotheken: Die können das! Man beachte: die Reihenfolge der Titelpositionen (auch der Vornamen bei Mehrverfasserschriften), sowie die Interpunktion.

 

Mohn 1980 = Waltraud Mohn [Alternative: Möhn, Waltraud]: Zum Fortgang der germanistischen Fachsprachenforschung. Ein Erfahrungsbericht. In: Zeitschrift für germanistische Linguistik 8. 1980, 352-269.

 

Mohn/Merkel/Wetzel 1998 = Waltraud Mohn/Rolf Merkel/Wilfried Wetzel: Probleme zwischen Experten und Laien. In: Fachsprachen in der Kritik. Hrsg. von Lothar Hoffman, Walter Kaldermann und Michal Groß. 1. Aufl. Berlin. New York: Walter de Gruyter1998, 30-48 (Reihe Fachsprachen und Wissenschaftssprachen). [Verlagsangaben sind entbehrlich, so hier „Walter de Gruyter“].

 

Falls man mehrere Titel aus einem Sammelband aufnimmt, ist es ökonomisch, diesen Sammelband gesondert anzuführen, und dann den Kurztitel in der jeweiligen Literaturangabe zu erwähnen:

 

Hoffman/Kaldermann/Groß (Hrsg.) 1998 = Fachsprachen in der Kritik. Hrsg. von Lothar Hoffman, Walter Kaldermann, und Michael Groß. 1. Aufl. Berlin. New York: Walter de Gruyter 1998 (Reihe Fachsprachen und Wissenschaftssprachen).

 

Dann kann man das (vgl. das Beispiel oben) so machen:

 

Mohn/Merkel/Wetzel 1998 = Waltraud Mohn/Rolf Merkel/Wilfried Wetzel: Probleme zwischen Experten und Laien. In: Hoffman/Kaldermann/Groß (Hrsg.)1998, 30-48.

 

Weiteres: Formulierungsprobleme, die oft zu monieren sind:

 

(1)   Der Ausdruck Begriff kommt nicht vor statt Wort bzw. Ausdruck! Der Ausdruck kann nur vorkommen, wenn es (wie bei Fragen des Spracherwerbs) wirklich darum im wissenschaftlichen Sinne geht. Merke: Nur im Kindergarten kann man „Begriffe“ (hier mal Anführungszeichen aus Distanzgründen!) aus Buchstabennudeln zusammensetzen und die „Begriffe“ dann sogar essen! Beispiel (Sternchen für abweichenden Satz) *Man kann einzelne Begriffe auswählen und auf ihre Bedeutungsähnlichkeit überprüfen, also z.B. wie ähnlich oder verschieden verschiedene Begriffe sind. Anmerkung: Hier kommt zu dem Problem mit diesem Ausdruck noch allgemeine Unbeholfenheit hinzu, die sich im Anschluss mit „also“ äußert.

(2)   Von Definitionen/definiert wird [vgl. dazu auch unter „4“] nicht gesprochen/geschrieben, wenn es sich sowieso nie um Definitionen im wissenschaftlichen Sinne handeln kann! Eine Definition besteht aus Definiendum (das zu Definierende), möglicher Kopula (z.B. „ist“), und dem Definiens. Der Definiensteil ist normalerweise komplex. Bei einer Definition im wissenschaftstheoretischen Sinne müssen sämtliche Ausdrücke (außer Konjunktionen etc.) ihrerseits definiert sein. Dies gelingt dadurch, dass ein Termini-Netz existiert, in dem jeder Ausdruck durch jeden anderen bestimmt wird. Vgl. für die alltagssprachliche Verwendung des Ausdrucks den alten Udo Jürgens: „Und wenn Du mich dann fragst, wie definierst Du Glück, dann sage ich zurück: Die Sonne, die Sonne und Du, gehör’n dazu…“. Von dieser Qualität sind die meisten „Definitionen“ in den Geistes- und Sozialwissenschaften. -  Stattdessen schreibt man z.B. Charakterisierung/wird charakterisiert als /wird erläutert als/wird bestimmt als. Übles (aber authentisches) Beispiel: *Kommunikation kann als Interaktion zwischen zwei Interaktionspartnern definiert werden. Anmerkung: Hier gibt es auch keine Kursivauszeichnung des Ausdrucks Kommunikation (sowieso ein Larifari-Wort).

(3)   In den meisten Fällen kennen unbedarfte Schreiber(innen), zu denen Sie nach Lektüre vorliegenden Textes nicht mehr gehören sollten, nicht einmal das Semikolon. Es steht immer, wenn ebenso gut auch ein Punkt stehen könnte, also bei Anschluss mit einem vollständigen Satz. Schlimm wird es, wenn z.B. mit Komma und und dann angeschlossen wird, wenn das Semikolon (wegen gegebener großer inhaltlicher Nähe) angebracht wäre: Beispiel: *Man kann feststellen, dass die sprachliche Schlamperei von gestern die Regel von heute ist, und man kann davon ausgehen, dass das immer so sein wird. Richtig z.B.: Man kann…..Regel von heute ist. Außerdem kann man……

(4)   Die falsche Wahl sprachhandlungsbezeichnender Verben stellt oft ein Problem dar! Das sind Verben zur Bezeichnung dessen, was ein zitierter Autor/eine zitierte Autorin sprachlich tut. Damit verbundene Probleme werden ja auch nirgends jemand genauer erläutert: Solche falsch verwendeten Verben sind z.B. sagt, erklärt, schildert (kommt nur in Verkehrsberichten oder Märchen vor). Beispiel: *“Georg Meiner beschreibt, dass die Normen der Standardsprache vielen Wandlungsprozessen unterzogen sind.“ Am häufigsten falsch findet sich in Arbeiten das Verben sprechen in der Version „Er/Sie spricht über“ verwendet. Im Rahmen einer solchen Bezugnahme auf Äußerungen eines Autors/einer Autorin ist Kursivauszeichnung des in diesem Falle objektsprachlich verwendeten Ausdrucks stets obligatorisch; vgl. „Meiner spricht von der Definition [Er spricht über den Ausdruck] als Mittel der Präzisierung.“- Im Sinne einer sachlichen Darstellung kommen nur vor: darstellen, eingehen auf, erläutern etc. Beispiel: „Meiner erläutert dies Problem am Beispiel X“; „Meiner stellt diesen Sachverhalt folgendermaßen dar“; „Meiner geht des Weiteren ein auf  X“; „Phraseologismen werden in der Literatur gewöhnlich folgendermaßen erläutert“; „Man versteht darunter X“, etc. etc.

(5)   Bekenntnishafte Äußerungen (z.B. in Zusammenfassungen) macht man nicht; vgl. „Beim Diskurs sehe ich keine Unterschiede zwischen X und Y“, „Es ist mir klar geworden, dass“ (immerhin mit zwei „ss“), „Ich fand das Thema ganz toll; das hat mich bereichert.“ [Auch dies sind authentische Beispiele, die ich aus Seminararbeiten gesammelt habe].

(6)   Der Plural des Wortes/Ausdrucks Wort heißt im Deutschen in einer Bedeutung Wörter, in einer anderen Bedeutung aber Worte! Geht es um – einzelne – Einheiten, die so groß sind wie ein Wort, heißt der Plural Wörter. Beispiel: „Die Wörter Hund und Katze kommen oft vor.“ - Mit Worte hingegen sind Satzeinheiten gemeint: Schlagendes Beispiel von mir: In Goethes „Faust“ heißt es: „Der Worte [und nicht: „der Wörter“] sind genug gewechselt!“ P.S.: Dies sind zugleich auch schöne Beispiele für Kursivauszeichnung!

(7)   Schließlich: Banale Formulierungen der Art „Die Sprache ist das wichtigste Kommunikationsmittel des Menschen“, oder auch „Sprache ist Kommunikation“ sind zu vermeiden. Ein schlimmes Beispiel, das ich (in meiner Einleitung zum PONS-Rechtschreibwörterbuch) ironisch gegeißelt habe, ist z.B. ein Satz aus dem Vorwort des „Wahrig-Wörterbuchs“ (von dem Hans Zehetmeier): „Sprache ist ein hohes Gut. Sie ist die wichtigste Kommunikation [der schreibt nicht mal: „Kommunikationsmittel“, was auch schon banal wäre] des Menschen, um Kultur zu schaffen und zu leben.“ - Wer die Banalität einer solchen Formulierung (genauer: eines solchen Formulierungsresultats) sofort versteht und darüber lachen kann, bedarf von mir keiner weiteren Hinweise zum vernünftigen Formulieren! Letzter Hinweis: Den Ausdruck Kommunikation bitte so weit wie möglich sowieso vermeiden. Ich kenne nur eine einzige Arbeit, in der er einigermaßen vernünftig charakterisiert [natürlich nicht „definiert“ – das wäre nicht möglich -] worden ist (Schmidt, Siegfried J.: Grundriss der Empirischen  Literaturwissenschaft. Frankfurt 1991). Zu dem Komplex sprachlicher Unzulänglichkeiten vgl. zuletzt auch meine Satire („Pons Deutschblog“, dort rechte Spalte „Gastbeiträge“, dann den Beitrag „Subkutane Lektionen I: Dioxin für Besserwisser“. Viel Spaß dabei).

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Literatur zur Phraseologie

 

Bitte beachten: Hier wird eine korrekte Titelaufnahme vorgeführt! Zur Korrektheit gehört auch die korrekte Interpunktion zwischen den Titelpositionen!

 

Wichtig sind die Bände aus der Reihe „Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft“, hier insbesondere „Phraseologie“ (von 2007), dann auch „Lexikologie“ und „Sprachgeschichte“. Dabei  lassen sich über das Register oft nicht vermutete Titel zu unterschiedlichen Themen erschließen. Als Erst-Einstieg ist nach wie vor das früh erschienene Handbuch „Burger/Buhofer/Sialm 1982“ sehr hilfreich. Anschließend finden Sie eine kleine Auswahl der Literatur zu unterschiedlichen Teilthemen:

 

Abraham 1995 = Abraham, Ulf: Arbeiten mit Klischees im Deutschunterricht. In: Der Deutschunterricht 47. 1995. H. 3, 3-15.

 

Balsliemke 2001 = Balsliemke, Petra: „Da sieht die Welt schon anders aus“. Phraseologismen in der Anzeigenwerbung: Modifikation und Funktion in Text-Bild-Beziehungen. Baltmannsweiler 2001. 

Barz 1995 = Barz, Irmhild: Idiolektale Aspekte der phraseologischen Variation. In:  Chronologische, areale und situative Varietäten des Deutschen in der Sprachhistoriographie. Festschrift für Rudolf Große. Hrsg. von Gotthold Lerchner, Marianne Schröder, und Ulla Fix. Bern 1995, 345-356.

Barz 2007 = Barz, Irmhild: Wortbildung und Phraseologie. In: Phraseologie, 27-36.

Buhofer 1981 = Buhofer, Annelies: Der Spracherwerb von phraseologischen Wortverbindungen. Eine psycholinguistische Untersuchung an schweizerdeutschem Material. Frauenfeld 1981. [Später hieß die Dame „Häcki-Buhofer“; siehe den Titel dazu].

 

Burger 1998 = Burger, Harald: Phraseologie. Eine Einführung am Beispiel des Deutschen. Berlin: Erich Schmidt Verlag 1998 (Grundlagen der Germanistik 36).

 

Burger 2002 = Burger, Harald: Die Charakteristika phraseologischer Einheiten: Ein Überblick. In: Lexikologie, 392-401.

 

Burger et al. 2007 = Burger, Harald/Dmitrij Dobrovol’skij/Peter Kühn/Neal R. Norrick: Vorwort. In: Phraseologie, V-XI.

 

Burger et al. 2007 a = Burger, Harald/Dmitrij Dobrovol’skij/Peter Kühn/Neal R. Norrick: Phraseologie: Objektbereich, Terminologie und Forschungsschwerpunkte. In: Phraseologie,   1-10.

 

Burger/Buhofer/Sialm 1982 = Burger, Harald/Annelies Buhofer/Ambros Sialm: Handbuch der Phraseologie. Berlin. New York: de Gruyter 1982.

 

Coulmas 1981 = Coulmas, Florian: Routine im Gespräch. Zur pragmatischen Fundierung der Idiomatik. Wiesbaden 1981.

 

Dobrovol’skij 1995 = Dobrovol’skij, Dmitrij: Kognitive Aspekte der Idiom-Semantik. Studien zum Thesaurus deutscher Idiome. Tübingen 1995.

 

Duden-11 = Duden. Redewendungen und sprichwörtliche Redensarten. Idiomatisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Bearbeitet von Günther Drosdowski und Werner Scholze-Stubenrecht. Mannheim [usw.]: Dudenverlag 1992 (Der Duden in 12 Bänden, Band 11).

 

Durčo 1994 = Durčo, Peter: Probleme der allgemeinen und kontrastiven Phraseologie. Heidelberg 1994.

 

Feilke 1996 = Feilke, Helmut: Sprache als soziale Gestalt. Ausdruck, Prägung und die Ordnung der sprachlichen Typik. Frankfurt 1996.

 

Feilke 2007 = Feilke, Helmut: Syntaktische Aspekte der Phraseologie III: Construction Grammar und verwandte Ansätze. In: Phraseologie, 63-76.

 

Filatkina 2007 = Filatkina, Natalia: Pragmatische Beschreibungsansätze. In: Phraseologie, 132-158.

 

Fix 2007 = Fix, Ulla: Der Spruch – Slogans und andere Spruchtextsorten. In: Phraseologie, 459-468.

 

Fleischer 1982 = Fleischer, Wolfgang: Phraseologie der deutschen Gegenwartssprache. Leipzig: VEB Bibliographisches Institut 1982.

 

Földes 2007 = Földes, Csaba: Phraseme mit spezifischer Struktur. In: Phraseologie, 425-435.

 

Gréciano 1983 = Gréciano, Gisela: Forschungen zur Phraseologie. In: Zeitschrift für Germanistische Linguistik 11. 1983, 232-243.

 

Greule/Janich 2001 = Greule, Albrecht./Nina Janich: „…da weiß man, was man hat?“ Verfremdung zum Neuen im Wortschatz der Werbung. In: Neues und Fremdes im deutschen Wortschatz. Hrsg. von Gerhard Stickel. Berlin. New York: Walter de Gruyter 2001, 30-45.

 

Gülich 1978 = Gülich, E.: Was sein muss muss sein. Überlegungen zum Gemeinplatz und seiner Verwendung. In: Bielefelder Papiere zur Linguistik und Literaturwissenschaft 7. 1978, 1-41.

 

Häcki-Buhofer 2004 = Häcki-Buhofer, Annelies: Der Erwerb von Phraseologismen. In: Lexikologie. Ein internationales Handbuch zur Natur und Struktur von Wörtern und Wortschätzen. Hrsg. von D. Alan Cruse [u.a.]. 2. Halbband. Berlin. New York: Walter de Gruyter 2005, 1800-1807 (Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft, Bd. 21.2). [Dies ist die gleiche Person wie „Buhofer“ aus „Burger/Buhofer/Sialm 1982“].

 

Hemmi 1994 = Hemmi, A.: „Es muß [sic!]wirksam werben, wer nicht will verderben.“ Kontrastive Analyse von Phraseologismen in Anzeigen-, Radio- und Fernsehwerbung. Bern 1994.

 

Hessky 2000 = Hessky, Regina: Entwicklungen der Phraseologie seit der Mitte des 20. Jahrhunderts. In: Sprachgeschichte, 2102-2106.

 

Janich 2005 = Janich, Nina: Werbesprache. 4. Aufl. Tübingen 2005.

 

Kindt 1985 = Kindt, Wolfgang: Selbstanknüpfung und Stereotypie in Politikeräußerungen. In: Gesprächsforschung im Vergleich. Hrsg. von W. Sucharowski. Tübingen 1985, 146-176.

 

Korhonen 2002 = Korhonen, Jarmo: Typologien der Phraseologismen: Ein Überblick. In: Lexikologie, 402- 407.

 

Korhonen/Wotjak 2001 = Korhonen, Jarmo/Barbara Wotjak: Kontrastivität in der Phraseologie. In: Deutsch als Fremdsprache. Ein internationales Handbuch. Hrsg. von Gerhard Helbig, Lutz Götze, Gert Henrici, Hans-Jürgen Krumm. 1. Halbband. Berlin. New York: Walter de Gruyter 2001, 224-235 (Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft, Band 19.1).

 

Kühn 1984 = Kühn, Peter: Pragmatische und lexikographische Beschreibung phraseologischer Einheiten. Phraseologismen und Routineformeln. In: Studien zur neuhochdeutschen Lexikographie IV. Hrsg. von Herbert Ernst Wiegand. Hildesheim. Zürich. New York 1984, 175-235 (Germanistische Linguistik).

 

Kühn 1993 = Kühn, Peter: Aus dem Bilderbuch der deutschen Sprache. Die verkürzte Betrachtung der Phraseologismen in Sprachbüchern. Bestandsaufnahme und Perspektiven. In: Der Deutschunterricht 45. 1993. H. 6, 58-77.

 

Lexikologie = Lexikologie/Lexicology. Ein internationales Handbuch zur Natur und Struktur von Wörtern und Wortschätzen. Hrsg. von/Edited by D. Alan Cruse, Franz Hundsnurscher, Michael Job, Peter Rolf Lutzeier. 1. Halbband. Berlin. New York: Walter de Gruyter 2002 (Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft, Band 21.1).

 

Mieder 1979 = Mieder, Wolfgang: Karl Kraus und der sprichwörtliche Aphorismus. In: Muttersprache 89. 1979, 97-115.

 

Nöth 2004 = Nöth, Winfried: Zur Komplementarität von Sprache und Bild aus semiotischer Sicht. In: Sprache und Bild I. Hrsg, von Werner Holly, Almut Hoppe und Ulrich Schmitz. Bielefeld: Aisthesis Verlag 2004, 8-22 (Mitteilungen des Deutschen Germanistenverbandes, 51. Jahrgang, Heft 1).

Palm 1995 = Palm, Christine: Phraseologie. Eine Einführung. Tübingen: Narr 1995.

 

Phraseologie =  Phraseologie/Phraseology. Ein internationales Handbuch der zeitgenössischen Forschung. […] Hrsg. von/Edited by Harald Burger, Dmitrij Dobrovol’skij, Peter Kühn, Neal R. Norrick. 1. Halbband. Berlin. New York: Walter de Gruyter 2007 (Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft, Band 28.1).

 

Pilz 1981 = Pilz, K. D.: Phraseologie: Redensartenforschung. Stuttgart 1981.

 

Römer 1968 = Römer, Ruth: Die Sprache der Anzeigenwerbung. Düsseldorf 1968.

 

Römer 2000 = Römer, Ruth: Entwicklungstendenzen der Werbesprache seit der Mitte des 20. Jahrhunderts. In: Sprachgeschichte, 2146-2151.

 

Sabban 1998 = Sabban, Annette: Okkasionelle Variationen sprachlicher Schematismen. Eine Analyse französischer und deutscher Presse- und Werbetexte. Tübingen: Narr 1998.

 

Sprachgeschichte = Sprachgeschichte. Ein Handbuch zur Geschichte der deutschen Sprache und ihrer Erforschung. 2., vollständig neu bearbeitete und erweiterte Aufl. Hrsg. von Werner Besch, Anne Betten, Oskar Reichmann, Stefan Sonderegger. 2. Teilband. Berlin. New York: Walter de Gruyter 2000 (Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft, Band 2.2.).

 

Stein 2007 = Stein, Stephan: Mündlichkeit und Schriftlichkeit aus phraseologischer Perspektive. In: Phraseologie, 220-236.

 

Stöckl 2004 = Stöckl, Hartmut: Die Sprache im Bild – Das Bild in der Sprache. Zur Verknüpfung von Sprache und Bild im massenmedialen Text. Konzepte – Theorien – Analysemethoden. Berlin. New York: Walter de Gruyter 2004 (Linguistik – Impulse & Tendenzen). [ausführlich auch zur Phraseologie, insbesondere im Hinblick auf die Werbung].

 

Stöckl 2004a = Stöckl, Hartmut: Bilder – Konstitutive Teile sprachlicher Texte und Bausteine zum Textstil. In:  Sprache und Bild II. Hrsg, von Werner Holly, Almut Hoppe und Ulrich Schmitz. Bielefeld: Aisthesis Verlag 2004, 102-120 (Mitteilungen des Deutschen Germanistenverbandes, 51. Jahrgang, Heft 2).

 

Vesalainen 2007 = Vesalainen, Marjo: Phraseme in der Werbung. In: Phraseologie, 292-302.

 

Wotjak/Heine 2007 =  Wotjak, Barbara/Antje Heine: Syntaktische Aspekte der Phraseologie I: Valenztheoretische Ansätze. In: Phraseologie, 41-53.

 

Pape 1985 = Pape, Walter: Zwischen Sprachspiel und Sprachkritik. In: Sprache und Literatur in Wissenschaft und Unterricht 16. 1985. H.56, 2-13.

 

Zimmermann 1988 = Zimmermann, Dieter: Redens-Arten. Über Trends und Tollheiten im neudeutschen Sprachgebrauch. Zürich 1988.

 

 

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